Internetbezogene Störungen in Deutschland

Mit internetbezogenen Störungen werden Verhaltensweisen bezeichnet, die viele Merkmale der Sucht und Abhängigkeit aufweisen.

Inhalt

    Unter internetbezogenen Störungen fällt eine Vielzahl von problematischen Verhaltensmustern.

    Unter dem Begriff der Internet­nutzungs­störung werden verschiedene Störungen im Zusammenhang mit der Nutzung des Internets zusammengefasst, darunter die Computer­spiel­störung (CSS), die Soziale-Netzwerke-Nutzungs­störung (SNS) sowie Nutzungs­störungen in Bezug auf Online-Shopping und den Konsum von Online-Pornografie.

    Bisher gibt es zu diesem Störungsbild in Deutschland wenig systematische Daten sowie Langzeit­erhebungen. Durch die gestiegene gesellschaftliche Relevanz des Themas, aber auch den Umstand, dass erste Zahlen darauf hinweisen, dass in den vergangenen Jahren – insbesondere im Kindes- und Jugendalter – deutliche Anstiege der Verbreitung internetbezogener Störungen zu verzeichnen sind, kristallisieren sich zunehmend die negativen Effekte von Internet­nutzungs­störungen, darunter Schlaf­probleme, niedrigere Lebens­zufriedenheit sowie Auswirkungen auf Aktivitäten und Hobbies, heraus, wodurch die Wichtigkeit einer Auseinander­setzung mit diesem Thema nochmal verdeutlicht wird.

    Insbesondere die Pandemie 2020/2021 führte zu generell erhöhten Nutzungs­mustern sozialer Medien, Games und Streaming Diensten unter Kindern in Deutschland, wodurch auch ein Anstieg in problematischem und pathologischem Nutzungs­verhalten zu beobachten war.

     

    "Gerade Kinder und Jugendliche verbringen in Deutschland viel Zeit in der virtuellen Welt oder mit dem Streaming. Die Zahlen sind in der Corona-Pandemie noch einmal stark angestiegen. Mit internetbezogenen Störungen werden Verhaltensweisen bezeichnet, die viele Merkmale der Sucht und Abhängigkeit aufweisen, wobei das krankhafte Gaming mittlerweile als Krankheit von der WHO anerkannt ist.

    Die Betroffenen haben ihren Umgang mit Internet und Computerspielen nicht mehr unter Kontrolle und vernachlässigen andere Lebensaufgaben. Kinder und Jugendliche sollten frühzeitig lernen, wie ein gesunder Medienkonsum geht. Bei der Medienkompetenz sind alle gefragt: Bildungseinrichtungen, Pädagoginnen und Pädagogen, und allen voran die Eltern. Und auch die Politik, etwa wenn es um mehr Schutz vor glücksspielähnlichen Elementen in Online-Games, den sogenannten Lootboxen, geht."

    Burkhard Blienert, Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen

    Verbreitung

    Wie verbreitet sind internetbezogene Störungen?

    Aus einer weltweiten wissen­schaftlichen Übersicht­sarbeit geht hervor, dass etwa 7 % der Menschen eine Internet­nutzungs­störung aufweisen. In Deutschland schwanken Studien­ergebnisse zwischen 1 % und 6 %. Männer und Frauen zeigen in Bezug auf Internet­nutzungs­störungen keine signifikanten Unterschiede, wobei manche Studien auf eine höhere Anfälligkeit für Männer hindeuten.

    Computerspielstörung

    Computerspielstörung

    Die Verbreitung der Computer­spiel­störung (CSS) unter Kindern und Jugendlichen variiert weltweit zwischen 1 % und 9 %. Eine repräsentative Studie im Auftrag der DAK-Gesundheit unter Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 17 Jahren ergab für Deutschland für das Jahr 2022, dass 6,3 % die Diagnose­kriterien einer CSS erfüllen. Hochgerechnet sind dies über 330.000 Kinder und Jugendliche. Jungen erfüllen zudem häufiger die Diagnose­kriterien einer CSS als Mädchen. Außerdem sind 14- bis 17-jährige Jugendliche (7,4 %) häufiger betroffen als 10- bis 13-Jährige (5,0 %).

    Erhebungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) unter 12- bis 17-jährigen Jugendlichen sowie 18- bis 25-jährigen jungen Erwachsenen unterstützen größtenteils diese Ergebnisse. Demnach erfüllten im Jahr 2019 8,4 % der Jugendlichen sowie 5,5 % der jungen Erwachsenen die Kriterien einer computer­spiel- oder internet­bezogenen Störung.

     

    Soziale-Netzwerke-Nutzungsstörung

    Soziale-Netzwerke-Nutzungsstörung

    Weltweit beträgt die Häufigkeit der Soziale-Netzwerke-Nutzungs­störung (SNS) etwa 5 %, wobei etwa in den Niederlanden bereits Prävalenzen von bis zu 11,6 % festgestellt wurden. Eine repräsentative Studie im Auftrag der DAK-Gesundheit im Jahr 2022 ergab, dass 6,3 % der 10- bis 17-jährigen Kinder und Jugendlichen in Deutschland die Kriterien einer Social-Media-Störung erfüllen.

    Geschlechts­unterschiede scheinen eher gering ausgeprägt zu sein. Während internationale Studien erste Hinweise lieferten, dass von einer pathologischen Nutzung von Sozialen Netzwerken Mädchen bzw. junge Frauen häufiger betroffen sind, ergab die Studie im Auftrag der DAK-Gesundheit, dass Jungen etwas häufiger betroffen waren als Mädchen (jedoch nicht statistisch signifikant häufiger). 14- bis 17-jährige Jugendliche erfüllten zudem mit 8,2 % häufiger die Diagnose­kriterien als 10- bis 13-Jährige (5,0 %).

    Folgeschäden

    Zu welchen gesundheitlichen Folgeschäden kann übermäßige Internetnutzung führen?

    Auftretende Folgeschäden durch Internet­nutzungs­störungen können sich je nach spezifischem Störungs­bild sowie Art der Störung unterscheiden. So kann etwa eine Computer­spiel­störung sowie eine Soziale-Netzwerke-Nutzungs­störung einen Rückgang der schulischen Leistung, sozialen Rückzug und Isolation sowie verminderte Auseinander­setzung mit Hobbies und Aktivitäten zur Folge haben. Auch Schlaf­probleme, Substanz­konsum und eine verminderte Lebens­zufriedenheit können im Zusammenhang mit einer oder beider dieser Störungen auftreten.

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